20.01.2019

 

Eine neue Mitbewohnerin

 

Jüngst dachte ich an meine erste eigene Waschmaschine, die, als ich sie erhielt, eigentlich schon ausgedient hatte. Aber wenn man gerade 17 ist und völlig mittellos dasteht, ist man froh, überhaupt etwas zu haben, was vermeidet, wie Aschenbrödel am kalten Fluss sitzen zu müssen, seine Pullover zu rubbeln und dabei eingängige Melodien zu trällern.

 

Ich hatte eine WM66, die zu ihren Glanzzeiten nicht nur zur Reinigung der Wäsche sondern auch zum Erhitzen von Bockwürstchen diente. Als ich zum ersten Mal in die weite Welt (Lüneburg) hinauszog, zog mich an jedem Wochenende die Schmutzwäsche nach Hause zurück und in späteren Wohngemeinschaften war da zum Glück immer jemand vor mir, der sich schon um eine Waschmaschine gekümmert hatte. Als Alleinstehende ist das kein Problem, in Großstädten sowieso nicht, denn wenn man keine vernünftige WG hat, sind immer irgendwo Waschsalons.

 

Ernst wird es erst, wenn man eine Familie auf dem Land hat, die größtenteils aus Erdferkeln besteht und die Waschmaschine sich plötzlich denkt: "Du kannst mich mal. Ich müsste zwar noch 22 Minuten, dann wäre ich fertig, aber: DU KANNST MICH MAL! Seit über sieben Jahren wasche ich hier täglich deine Wäsche! Hatte mehrere dutzend Steine im Bauch. Habe fast 20 Euro Kleingeld gefressen! Habe mich an Millionen von Katzen- und Hundehaaren verschluckt. Mal abgesehen von den Autoschlüsseln, Haarspangen, Spielzeugautos, Einkaufschips und BH-Bügeln. ES REICHT!"

 

Es war ja nicht so, dass sie es nicht angekündigt hatte. Boschi (wie ich sie im vertrauten nannte) machte schon seit einigen Wochen einen Höllenlärm, ungefähr so, als würde sie gleich direkt durchs Fenster in den Weltraum abhauen. Da half es auch nichts, dass ich nun damit anfing, Entkalkertabs mit in die Schublade zu geben. Leise flüsterte Boschi: "Jetzt brauchste damit auch nicht mehr anzufangen."


Boschi musste in Rente, soviel stand vergangenen Montag fest. Zuvor hatte ich drei Ladungen Bettwäsche gewaschen, was, wie jede Mutti weiß, drei Ladungen normaler Wäsche zurücklässt. Das heißt, zu dem Zeitpunkt als Boschi ihren Renteneintritt beschloss, war mein Wäschekorb so voll, dass der Deckel schon angehoben wurde. Und mein Mitbewohner fragte: "Wie lange kommst du ohne Waschmaschine aus?" Ich lachte wie Frau Kleinert aus Papa ante portas nach der Putzfrage von Herrn Lohse. Zusätzlich ein Blick mit geprochenen Bänden und am nächsten Tag durfte ich bereits mithelfen eine 63 Kilo Maschine in den Keller zu tragen.

 

Und, ach, was soll ich sagen, Boschi war schon cool mit 7 Kilogramm Ladung, aber Elli ist der Hammer. 8,5 Kilogramm Wäsche schluckt sie und ist nach anderthalb Stunden fertig. Und das fast geräuschlos. Auch toll: Sollte ich moralisch und technisch jemals soweit sein, kann ich per Smartphone zusätzliche Spezialprogramme runterladen. Na, hoffentlich ist da auch ein Bockwürstchenprogramm dabei.

Dann findet die nächste Party im Waschkeller statt.

Mit Elli und Kartoffelsalat.